Leben oder Sterben? Versagt?

Manchmal stehe ich vor sehr emotionalen Herausforderungen bis sich das zeigt, wofür alles so gekommen ist.

So war es auch in dem nächsten Fall:

Eine Frau rief mich an und bat mich, zu ihrem Mann zu kommen, der in einem sehr traurigen Zustand war.  Eine Krebsform hatte schon viel zu viel Schaden bei Ihm angerichtet und Sie erhoffte sich meine Hilfe.

Ich führ dahin mit einem leicht mulmigen Gefühl. Es ist ein so trauriger Anblick, jemanden so leiden sehen zu müssen und ich war mir auch nicht sicher, ob ich ihm helfen könnte…

Der Mann lag im Bett. Ich begrüßte ihn, sagte ihm, wer ich sei und warum ich da war.  Vorsichtig setzte ich mich neben ihn an die Bettkante und legte sanft die Hände auf. Er zeigte mir das er mir vertraute und
wir hatten sofort eine warmherzige Verbindung obwohl wir uns nicht kannten. Die Sitzung verlief sehr gut und ich verabschiedete mich dankbar und mit dem Gefühl, das es gut war das ich da war und zwei sehr liebenswerte Menschen, ihm und seiner Frau, begegnet zu sein.

Eine Woche später rief mich seine Frau erneut an und bat mich nochmal zu kommen, was ich gerne tat.

Als ich ihn wieder besuchte, war ich total geschockt!
Er sah noch viel schlechter aus als vor meinem ersten Besuch und mir überkam sofort totale Schuldgefühle, als hätte ich dies verursacht.
Ich ging zu seiner Frau und sprach ihr darauf an.

Sie umarmte mich und sagte, Sie sei sooo dankbar, dass ich da wäre, denn seit dem ersten Mal, dass ich da gewesen sei, könnte er endlich loslassen.

Er hatte die ganze Zeit gegen seinem Sterben gekämpft und dieser Kampf war so trostlos, dass die beide am Ende waren. Durch die erste Sitzung war ein Frieden in ihm entstanden. Er ließ endlich los und hatte aufgehört zu kämpfen.

Ich fühlte mich teilweise erleichtert über ihre Sichtweise und natürlich auch total traurig, dass er es nicht schaffen würde, denn oh so gern hätte ich ihn auferstehen sehen…

Ich hab ihm nochmal eine Heilsitzung gegeben und wir haben uns danach liebevoll verabschiedet.

Er ist ein paar Tage später in Frieden gestorben.

So verstand ich, dass alles immer einen Sinn hat, auch wenn es zunächst das Gegenteil ist, von dem was ich mir erhofft hatte.

Jemand zu retten, das liegt nicht in unseren Hand. Die Seele ist frei und entscheidet den Weg den es gehen möchte. Wir können immer liebevoll begleiten, mit Heilschwingungen und unsere Impulse senden, wenn dies erwünscht ist.

Solche tiefgreifenden Erlebnisse haben mich gelehrt, noch mehr in die Hingabe zu gehen, zu vertrauen, dass nicht immer alles sofort erklärbar ist, nicht immer jemand gesund wird, aber immer das geschieht, was geschehen soll, auch wenn es so weh tut und so traurig ist.